Abstract

Ausgehend von meinen langjährigen Erfahrungen mit Social Media und dem erlernten Wissen aus meinem Bachelor- und Masterstudium an der ZHdK hat sich die These herauskristallisiert, dass Museen das Potential des Web 2.0 unterschätzen und darum nicht ausschöpfen.

Um diese These zu überprüfen habe ich drei Fragestellungen entwickelt: 1. Was ist der State of the Art des Diskurses und die Best Practise im Umgang mit Social Media für Museen? 2. Wie machen sich zwei vergleichbare Museen Social Media-Werkzeuge für ihre Kommunikation zu Nutze? 3. Inwiefern sind Social Media für Museen relevant, auf was ist zu achten, und wie ist damit umzugehen?

Grundlegend habe ich mich, um meine drei Fragestellungen zu beantworten, für ein Vorgehen in drei Schritten entschieden. Als erstes werden in meiner Arbeiten die Grundlagen geklärt. Anhand relevanter Literatur wird sich dem State of the Art im Diskurs und dem Best Practise im Umgang mit dem Web 2.0 respektive den Social Media angenähert. Basierend auf dem erarbeiteten Wissen liessen sich schliesslich Kategorien formulieren, um die praktische Anwendung von Social Media der zwei ausgewählten Museen The Museum of Modern Art in New York und der Serpentine Gallery in London genauer untersuchen zu können. Im während der Erarbeitung der Grundlagen und der Untersuchung der beiden Museen fiel auf, dass eine praktisch anwendbare Empfehlung für den Umgang mit Social Media für Museen fehlt. Es war mir deshalb ein anliegen, ein Grundgerüst für eine solche erste Best Practise-Empfehlung zu erarbeiten. Im Schlusswort werden meine Erkenntnisse zusammengefasst und die drei Fragestellungen kurz und bündig beantwortet.

Folgend die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse der Arbeit:

Während der Quellensuche und Auseinandersetzung mit der Literatur im Kapitel der Grundlagen hat sich gezeigt, dass es zwar viel Gedankengut zu möglichen Best Practise-Vorschlägen für Unternehmungen gibt, jedoch ein fundierter, wissenschaftlicher Diskurs über den Nutzen, die Chancen und Risiken von Social Media für die Gesellschaft und für Museen fehlt. Meine Erkenntnisse aus dieser Arbeit und besonders auch meine Interpretationen im Schlusswort sollen darum einen Beitrag zu einem Diskurs um Social Media und Museen leisten.

Bei einigen der Social Media Plattformen handelt es sich in der Zwischenzeit um riesige, weltumspannende soziale Netzwerke. So z.B. hat Facebook seit diesem Sommer über 500 Millionen Mitglieder. Das Herz eines Netzwerks bilden Netzwerkeffekte und sein Wert steigt folglich mit der Anzahl seiner Mitglieder. Inhalte können alleine oder in Kooperation generiert, untereinander ausgetauscht und weitergeleitet werden. Museen können sich an diesen Prozessen beteiligen und ihre Botschaften kostengünstig sowie unmittelbar an ein gezieltes oder breites Publikum vermitteln. Im Gegensatz zu den klassischen Kommunikationsmitteln (wie z.B. statische Websites und schriftliche Offline-Kommunikationsmittel) kann per Social Media ein direkter Kontakt zu den LeserInnen aufgebaut werden. Durch die Möglichkeit zum Dialog wird die Kommunikation mit den BesucherInnen unmittelbarer, authentischer sowie persönlicher.

Ein erfolgreicher Umgang mit Social Media ist jedoch nicht ohne Tücken. Um die Netzwerkeffekte dieser Sites zu nutzen, müssen Beiträge für die LeserInnen abwechslungsreich und bereichernd sein. Sie müssen regelmässig und in der Tonalität des Netzwerks publiziert werden, sowie zur Interaktion oder gar Kooperation einladen. Alles in Allem braucht es viel Engagement, eine durchdachte Strategie, klar definierte Ziele und Richtlinien, denn ein schlechter Auftritt kann das Ansehen eines Museums schädigen.

Der Vergleich des Umgangs mit Social Media des Museums of Modern Art (MoMA) in New York und der Serpentine Gallery (Serpentine) in London ist sehr kontrastreich ausgefallen. Während die Serpentine einen versierten Diskurs um die Möglichen Chancen und Risiken von Social Media bewies, aber diese nur mit mässigem Erfolg einsetzt, hat sich das MoMA auf die Anwendung dieser Kommunikationswerkzeuge konzentriert und über die Jahre einen überzeugenden Umgang mit ebendiesen entwickelt.

Ausgehend von den Erkenntnissen aus dem Kapitel der Grundlagen und der Analyse der beiden Museen wurde eine Best Practise-Empfehlung erarbeitet. Grundlegend sind die vier Erfolgskriterien aus dem Kapitel Theorie & Grundlagen Social Web: 1. klare Zielsetzung und Strategie im Vorfeld, 2. Sprache an die Community anpassen, 3. gut verlinken und 4. genügen Ressourcen zur Betreuung einplanen. Wie sich bei der Ausarbeitung gezeigt hat, ist Punkt 1 unklar. Deshalb wurde eine konkrete Strategie von James Yasko (Manager für Besucherbildung des Museums National Baseball Hall of Fame in New York) angeführt. Die Empfehlung stellt ein externes Blog ins Zentrum der fortlaufenden Kommunikationstätigkeit. Die Homepage wird als Plattform für statische Informationen wie Adresse, Öffnungszeiten, Museumsgeschichte usw. verwendet. Weitere Social Media, wie die für den Anfang vorgeschlagenen, Facebook und Twitter dienen prinzipiell als Zulieferer von InteressentInnen für das externe Blog. Weitere Details sind dem Kapitel Eine Best Practise-Empfehlung meiner Arbeit zu entnehmen.

Mit Social Media lässt sich leicht ein breites Publikum ansprechen und je nach Beschaffenheit einer Plattform auch ein aktiver Dialog mit relevante Zielgruppen aufbauen. Die Vorteile von Netzwerkeffekten, die Möglichkeit effektiv und unmittelbar Inhalte auf dem Web zu präsentieren sowie mit NutzerInnen zu interagieren oder sogar zu kollaborieren, können einem Museum helfen die gesetzten Ziele und die Museumsaufträge (siehe Definition ICOM) zu erfüllen. In diesem Sinne sind Social Media für Museen relevant, aber zum heutigen Zeitpunkt noch nicht überlebensnotwendig.

In der westlichen Welt werden Social Media nach bis nach von allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen verwendet. Aufgrund des sprunghaften Wachstums der NutzerInnen und deren regelmässigen Gebrauch dieser Social Media-Werkzeuge ist davon auszugehen, dass diese bald genauso zu unserem Alltag gehören wie Mobiltelefone.

Doch zurück zur gestellten These, welche von dem überaus erfolgreichen Umgang des MoMA mit Social Media sozusagen widerlegt wird. Mit Blick auf die Serpentine und auch auf weitere Institutionen wie das Londoner Tate, das Wiener MUMOK, das Zürcher Kunsthaus, das Museum Tinguely Basel, das Zentrum Paul Klee in Bern usw. erscheint das MoMA eben doch als die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

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Du findest die gesamte Arbeit als PDF zum anschauen und downloaden unter: http://issuu.com/pgArt/docs/museum2.0

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